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Beobachtungsberichte

Himmelsbeobachtung durch das Jahr

Beobachtungspraxis

Rainer Wolf hat für jede Jahreszeit und für die Sonnenbeobachtung einen umfassenden und interessanten Beobachtungsbericht geschrieben.

Lesen Sie diese tollen Berichte und spüren Sie die enorme Begeisterung, die einen erfahrenen Amateurastronomen immer wieder packt, wenn er all die leuchtenden Objekte eines dunklen Nachthimmels beobachten kann.


Himmelsbeobachtung im Frühjahr

Galaxien am Frühjahrshimmel

Beobachtungsbericht von Rainer Wolf


Am Samstag, dem 22.03.03, um 19.30 Uhr auf dem Beobachtungsplatz in Neuhaus war es wieder so weit. Ein wunderschöner Sternhimmel bereitete einigen Sternfreunden vom Astronomischen Verein Rostock e.V. (Michael Lalk, Armin Liebig, Martin Behrns und mir) eine faszinierende Beobachtungsnacht amFrühjahrshimmel.

Foto M101

Foto M101  

Es war beinahe schon ein kleines, vereinsinternes Teleskoptreffen, denn neben meinem Instrument, dem 12" LX 200 GPS von Meade, brachte Michael seinen Zeiss APQ Refraktor 130/1000 mit und Armin war mit seinem ebenso tollen Zeiss AS Refraktor 100/1000 zum beobachten gekommen. Nun freuten wir uns gemeinsam nach dem Aufstellen der Geräte auf Erlebnisastronomie life, einen weiteren faszinierenden Beobachtungsabend bei ca. Minus 2 Grad Celsius und guten äußeren Bedingungen.

Michael hatte noch eine weitere Überraschung zu bieten, einen Sky-Pointer, einen grünen Laserpointer als leuchtenden Zeigestock am Himmel. Das Maximum der spektralen Empfindlichkeit unserer Augen liegt im grünen Bereich bei 555 nm, also dementsprechend empfindlicher als bei einem roten Laserpointer mit 670 nm. Zur Erzielung des gleichen Helligkeitseindrucks wie bei einem roten Laserpointer ist für einen grünen Laserpointer viel weniger Strahlungsleistung erforderlich. Der gewünschte Effekt läßt sich daher mit dem grünen Laserpointer viel leichter und vor allem intensiver erzielen. Zu einer Vorführung am Sternenhimmel läßt sich der Laserpointer punktgenau auf jedes beliebige Objekt oder Sternbild richten. Für das Auge sieht es tatsächlich so aus, als würde der Laserstrahl bis zu den Sternen reichen. Dieses eindrucksvolle astronomische Hilfsmittel ist in seiner Funktion als kosmischer Zeigestock hervorragend geeignet.

Unser erstes gemeinsames am Teleskop eingestelltes Test-Objekt war der prachtvolle offene Sternhaufen M 35 in den Zwillingen. Dieser ist wirklich eine Augenweide und fesselt jeden Teleskopbesitzer, wie uns auch. Weiter in einem Abstand von ca. 30 Bogenminuten südwestlich von M 35 findet man seinen "kleinen Bruder" NGC 2158, ein wirklich schwacher Lichtfleck, der von seiner Erscheinung her zwischen offenem und kugelförmigem Haufen eingestuft wird. Bei höherer Vergrößerung im 12"er (217-fach) ließ er sich jedoch einwandfrei in Einzelsterne auflösen. Das nächste hervorstechende Fernrohrobjekt in den Zwillingen war der planetarische Nebel NGC 2392, auch als Eskimonebel bekannt, eine helle Scheibe von rund 40 Bogensekunden Durchmesser um einen Stern der 9. Größenklasse. Selbst in den kleineren Refraktoren ein dankbares Objekt. Doch im SC waren bei immer höheren Vergrößerungen (bis 310fach) feine Strukturen in der helleren inneren Scheibe und im schwächeren äußeren Ring sichtbar.

Ein weiterer Vertreter der planetarischen Nebel war der berühmte, im Sternbild Großer Bär stehende, Eulennebel M 97. Er ist zwar nicht so hell wie der Eskimonebel aber dafür bedeutend größer und leichter aufzufinden. Bei 217-facher Vergrößerung im 12"er erkennt man einen schwachen Zentralstern sowie zwei dunkle Flecken in der Scheibe, den sogenannten Augen der Eule. Eine wirklich imposante Erscheinung.

Foto M31

Foto M31  

Ebenso imposant und majestätisch bot sich der Anblick von Jupiter in der Praesepe M 44 im Sternbild Krebs. Bei einem Durchmesser von mehr als einem Grad entfaltet der offene Sternhaufen seine wahre Pracht in Hunderten von Sternen, darunter sehr viele Doppel- und Dreifachsterne.

Jupiter bot an diesem Abend auch ein ganz besonderes Schauspiel. Um 21.34 Uhr konnte man den Durchgang des Jupitermondes Europa vor der Jupiterscheibe beobachten. Ein wirklich eindrucksvolles Naturschauspiel, das in allen drei Teleskopen wunderbar verfolgt werden konnte. Europa, der eben gerade noch so als schwach erkennbares Pünktchen am Rand der Jupiterscheibe "klebte", verschwand urplötzlich im Gegenlicht des Gasriesen und markierte sich erst sehr spät, um 23.38 Uhr, als markantes schwarzes Pünktchen zwischen den beiden gewaltigen Hauptbändern (NEB und SEB) des Planeten wieder. Dazu "gesellte" sich noch auffällig im SEB (Südliches Äquator Band) der Große Rote Fleck (GRF) von rechts nach links, in Rotationsrichtung des Planeten. Man konnte in den Teleskopen während des Beobachtungsabends sehr gut die Rotation des Gasriesen verfolgen, der für einen vollen Umlauf bekanntlich weniger als 10 Stunden benötigt.

Die eigentlichen "Starobjekte" des heutigen Abends waren die Galaxien am Frühjahrshimmel. Dabei gibt es eine Unmenge von Form und Vielfalt von Galaxien. Die meisten großen Galaxien sind Spiralgalaxien. Eine Spiralgalaxie, die wir von vorn sehen, wie M 51 oder M 101, erlaubt uns den Kern, sowie wenn möglich die Spiralarme in ihrer vollen Ausbildung zu sehen. Während Spiralgalaxien wie die Edge- On Galaxien NGC 4565 oder NGC 891, die wir (fast) genau von der Seite aus sehen, versagen uns einen Einblick in die Struktur der Spiralarme. Aber dafür entschädigen sie uns auch mit einem großartigen Anblick der interstellaren Gas- und Staubbahnen in der Ebene der Scheibe.

Foto M51

Foto M51  

Im Sternbild des Großen Bären, einem der Tummelplätze für Galaxienjäger, finden wir mit M 81 und M 82 die zwei schönsten Doppelgalaxien, die bei 53-facher Vergrößerung im Gesichtsfeld des 12" Teleskops eine grandiose Erscheinung wiedergeben. Ebenso M 101 über der Deichsel des Großen Wagens ist eine sehr große und beeindruckende Spiralgalaxie, auf die wir ziemlich frontal blicken. Ihre Spiralarme lassen sich sogar in den kleineren Teleskopen recht gut erkennen. In meinem 12" Teleskop, bei 217-facher Vergrößerung erkennt man zahlreiche Verdichtungen und Knoten, die ein wenig zerrissen und zerklüftet erscheinen. Das Sternbild Jagdhunde, das wir unterhalb des Großen Bären finden, ist ebenfalls wegen der zahlreichen Galaxien berühmt. Ein richtiges Vorzeigeobjekt darunter ist die bekannte Whirlpool- oder auch Feuerrad-Galaxie M 51, die zweifelsohne eine der schönsten Spiralgalaxien ist. M 51 umfasst in Wirklichkeit zwei Systeme, die über eine "Lichtbrücke" mit der irregulären Galaxie NGC 5195 verbunden erscheint. Im 12" SC bei kontinuierlich höheren Vergrößerungen (312-fach) entlockt man der Galaxie immer mehr feinere Details. Die Galaxie scheint ja wirklich zu wirbeln, richtig spiralig! Weitere ansehenswerte Welteninseln in den Jagdhunden waren M 63, M 94 und M 106 auf die wir ebenfalls nahezu frontal blicken, und die neben einen hell erscheinenden Kern, im SC bei 217-facher Vergrößerung, auch andeutungsweise schwache Spiralarme erahnen lassen. Reizvolle Galaxien waren aber auch NGC 4631 als berühmter Heringsnebel oder die beiden Nadelstich- Galaxien NGC 4244 sowie NGC 4656.

Eine weitere Schatzkiste für Galaxienbeobachter ist das Sternbild Haar der Berenike, wo der berühmte Coma-Virgo-Galaxienhaufen zu finden ist. Überaus ansehenswerte Objekte sind die berühmte, und auf vielen Fotos veröffentlichte Nadelgalaxie NGC 4565 (was für eine herrliche Galaxie mit unverkennbarem Staubband), sowie NGC 4725. Ein weiteres Objekt ist M 64, die den Beinamen "Black Eye" hat, der dunkle Fleck im Kern der Sb-Galaxie, ist eine riesige Dunkelwolke, die das Licht der dahinterliegenden Regionen verschluckt. Die Dunkelregion ist indirekt aber sehr deutlich nördlich des Kerns als länglicher Schatten im 12"er bei 217-facher Vergrößerung sichtbar.

Als "Reich der Galaxien" ist auch das Sternbild Jungfrau bekannt. Ein weiterer "Leckerbissen" ist mit M 104, die Sombrero-Galaxie. Im SC- Teleskop erkennt man ein ovales Gebilde , dessen Helligkeit zur Mitte hin zunimmt, sowie ein beeindruckendes Staubband in der Ebene, das die galaktische Scheibe scheinbar durchtrennt. M 84, M 86 und M 87 sind nahezu identische elliptische Galaxien im Zentrum des Virgo-Haufens. Sie erscheinen im Teleskop als diffuses rundes Objekt, dessen Helligkeit zur Mitte hin stark zunimmt.

Foto M81

Foto M81  

Als abschließendes Highlight in dieser Beobachtungsnacht stellte ich per GoTo-Steuerung an meinem 12" Teleskop, bei 115-facher Vergrößerung im Binoansatz, alle zur Zeit sichtbaren und bekannten Kugelsternhaufen nacheinander ein. Angefangen mit M 5 im Kopf der Schlange, der als einer der schönsten Vertreter dieser Klasse gilt. Wahrhaftig ein prachtvoller Anblick!! Dieser ist sogar noch etwas Größer und heller als M 13 angegeben.

Einen weiteren Glanzpunkt stellt der kugelförmige Sternhaufen M 3 im Sternbild der Jagdhunde dar. Man findet ihn an der Grenze zum Bootes. Im Binoansatz des Teleskopes ist dieser ebenfalls ein atemberaubender Anblick aus einer Kugel von funkelnden Sternen, bis ins Zentrum hin aufgelöst.

Lohnenswert für Teleskope dieser Größenordnung ist auch M 53 im Sternbild Haar der Berenike, ein kompakter sternreicher Kugelhaufen. Während M 56 im Sternbild Leier schon zu den kleineren Objekten dieser Klasse gehört, erkennt man ihn dennoch sehr schön als kreisrunden aufgelösten Kugelhaufen bei dieser Vergrößerung.

Der bekannteste kugelförmige Sternhaufen am Nordhimmel, M 13 im Herkules, gehört zu den schönsten Objekten dieser Art. Vergleichbar mit Omega Centauri am Südhimmel. Schon ein kleines Fernglas zeigt ihn als diffusen nebligen Fleck. Aber erst im Bino des 12"er's ist er wirklich prachtvoll anzusehen. Wer ihn einmal darin gesehen hat, kann den Eindruck nicht mehr so schnell vergessen. Herkules enthält noch einen zweiten sehenswerten Kugelsternhaufen, den kleineren Bruder von M 13, M 92. Dieser ist etwas kompakter, aber dafür auch kleiner und nicht so sternreich wie M 13. Die Kugelsternhaufen sind durch ihren Sternreichtum sehr eindrucksvolle und dankbare Objekte des Himmels.

Der Beobachtungsabend war nun durch die große Anzahl aller sehenswerten Objekte zeitlich sehr weit fortgeschritten, so dass wir erst um 01.30 Uhr unsere Erlebnisreise durch die Weiten des Universums beendeten. Für uns Sternfreunde war dies wieder ein gelungener Abend mit vielen neuen Eindrücken gewesen.

Rainer Wolf

Fotos: R. Wolf / U. Schwarzkopf  


Fotosafaris

Fotosafaris nach Liepen und Neuhaus

Machholz

Foto Machholz  

Am Dienstag Abend, den 1.2.05, war endlich wieder Deep Sky in Liepen angesagt. Die Bedingungen waren fantastisch, sodass wir, Armin, Hans, Michael und Rainer, nicht nur visuell an unseren Teleskopen beobachtet haben, sondern ebenso fotografieren konnten.

Plejaden

Foto Plejaden  

Die Fokal-Aufnahmen sind alle durch Michaels Zeiß APQ Refraktor 100/640 auf meine Canon EOS 10d belichtet worden. Die Belichtungszeiten betrugen nur ca. 2 min (!!) bei 1600 ASA. Komposite werden auch noch angefertigt, sodass noch mehr Details auf den Fotos sichtbar werden.

IC 434

Foto IC 434  

Es war wieder ein erlebnisreicher Beobachtungsabend mit anschließender kurzer Nachtruhe, aber Liepen ist unter solchen traumhaften Bedingungen immer eine angenehme "Strapaze" wert.

h+chi

Foto h+chi  

Von unserem Beobachtungsabend am 5.2.05 in Neuhaus entstanden auch noch einige Bilder. Aufnahmeinstrumentarium und Aufnahmedaten sind dieselben wie beim letzten Mal. Nur Nachführung und Fokussierung sind präziser.

Foto M42 M43

Foto M42 M43  

Die M 42-Serie ( Orion-Nebel ) ist mit verschiedenen Bearbeitungstechniken entstanden.  

-rw-


Himmelsbeobachtung im Sommer

Deep Sky Tour - Himmlische Nebellandschaften
Ein wahrer Sommernachtstraum

Beobachtungsbericht von Rainer Wolf


Was gibt es für einen Hobbyastronomen schöneres als eine Beobachtung des Sternenhimmels in einer lauen Spätsommernacht unter idealen äußeren Bedingungen?

Dieses mal hatte ich das Glück auf meiner Seite. Der Spätsommerabend des 21.September 2003 bescherte mir einen außergewöhnlichen Beobachtungsabend, mit einer visuellen Grenzgröße von ca. 6.m6 im Zenit und mit all den hervorragenden Voraussetzungen, um ein unvergessliches Erlebnis wahr werden zu lassen.

Endlich mal keine durchwaschene Hochnebelsuppe am Horizont wie in vorangegangenen Beobachtungsnächten. Eine trockene aber noch milde Hochdruckströmung aus Nordwest, dazu vermischt mit einer schwachen Brise klarster Seeluft, vereinte eine exzellente Nacht mit hervorragender Transparenz bis tief zum Horizont hinunter, an meinem Beobachtungsstandort in Neuhaus.

Teleskop LX200 GPS

NGC 6888- Crescent Nebel  

Ein Traum von Milchstraße prangte eindrucksvoll über mir. Vom Schwan in 2 Stränge auslaufend, entlang dem Adler mit mehreren markanten Dunkelwolken, bis hin zu einer mächtigen Schildwolke, tauchte diese weiter hinunter in die fantastischen Nebellandschaften des Sternbildes Schütze. Die grandiose Durchsicht, vor allem in Horizontnähe, ließ endlich auch einmal einen Versuch der Beobachtung von M8, den Lagunen-Nebel und von M20, den Trifid-Nebel, zu. Bereits ohne Nebelfilter im 12" SC-Teleskop bei 53-facher Vergrößerung, im 2" 56 mm SP-Okular, zeichneten sich beide Objekte schwach vom Himmelhintergrund ab. Aber erst unter Verwendung von UHC- und vor allem 0 III -Filter zur Kontrastverstärkung kamen herrliche plastische Nebelwolken zum Vorschein. Selbst bei einer höheren Vergrößerung von 115-fach, im 26 mm SP-Okular, waren schwache Nebelteile mit dunkleren Strukturen durchzogen in einem unglaublichen feinen Detailreichtum zu erkennen.

Etwas weiter nördlicher im Sternbild Schütze ist ein weiterer Emissionsnebel M17, auch als Omega- oder Schwanennebel bezeichnet, sichtbar. Er ist ein länglicher dichter und daher etwas leichter zu erkennender Nebel. Im O III-Filter bietet der Omeganebel einen fantastischen Anblick. Die längliche Wolke knickt am Ostrand fast rechtwinklig ab und hebt sich wie ein Schwanenkopf vom Himmelhintergrund, eingebettet in zarte Nebelhüllen, ab. Bei 217-facher Vergrößerung im 13,8 mm SWW-Okular sind sogar in den Staubeinschlüssen jede Menge feine Strukturen erkennbar.

Nun schwenke ich mit dem Teleskop ca. 2,5 ° nordwestlich in das Sternbild Serpens, die Schlange. Dort liegt ein weiteres himmlisches Nebelobjekt, der Adlernebel M16. Er ist ebenfalls wie M8 in einen offenen Sternhaufen eingebettet. Der Nebel liegt etwas südöstlich des Sternhaufens und man erkennt die feinen Gasfilamente deutlich im UHC- bz w. O III-Filter bei 56-facher bzw. 115-facher Vergrößerung im 12"er. Etwas störend hingegen bei der Betrachtung wirken die hellen Sterne des Sternhaufens, die aus dem Gesichtsfeldrand des Okulars bewegt werden sollten. Seitlich des Sternhaufens ragt eine große Dunkelwolke in die Gasfilamente hinein, ähnlich dabei wie im Orionnebel, was die Beobachtung noch weitaus beeindruckender macht.

Im Schützen verbergen sich noch wahre Schätze. Vor allem sind dies eine ganze Reihe offener- und kugelförmiger Sternhaufen. M 22 gehört mit zu den schönsten kugelförmigen Sternhaufen am Himmel. Bei 115-facher Vergrößerung bietet er im Binoansatz im Teleskop einen dichten, leicht elliptischen Sternenball, welcher sich bis zum Zentrum hin auflösen läßt. Zu den eindrucksvollsten Objekten im Schützen gehören zweifelsohne auch die großen offenen Sternhaufen M21, M23 und M25, die bei 53facher Vergrößerung einen wunderschönen Anblick bieten.

Ein weiteres großes Sternbild, dass von der Milchstraße im Südwesten durchzogen wird, ist der Schlangenträger. Dieser hält für Teleskopbesitzer so manche schöne Objekte bereit. Allein 22 kugelförmige Sternhaufen stehen in diesem Sternbild, und darüber hinaus findet man einige sehr schöne planetarische Nebel. Zu den hervorragendsten Kugelsternhaufen gehören M12 und M10, die in Größe und Glanz ähnlich wie M 92 im Herkules sind. Aber auch M 62, M 14, M 19 und M 9, sind weitere Vertreter dieser Art, die zwar nicht so spektakulär, aber doch sehenswert sind. Die planetarischen Nebel im Schlangenträger sind fast ebenso vielzählig vertreten. Besonders hervorzuhebende Objekte waren NGC 6369, der bei 217-facher Vergrößerung eine Miniaturausgabe des Ringnebels in der Leier darstellt. NGC 6572 als hellster planetarischer Nebel im Schlangenträger wirkt wie ein bläulich grüner diffuser Stern, NGC 6393 erweist sich als elliptischer, bläulicher Nebel bei starker Vergrößerung. Und NGC 6309 als kleines, aber helles ovales Nebelfleckchen.

Teleskop LX200 GPS

NGC 6960- Cirrus Nebel  

Ein weiteres sehenswertes Objekt dieser Art NGC 6905, habe ich noch im Sternbild Delphin beobachtet. Dieser planetarische Nebel wird auch Blue Flash Nebel genannt, weil das Scheibchen bläulich schimmert. und bei 217-facher
Vergrößerung ein schönes kontrastreiches Objekt mit einem gut sichtbaren Zentralstern ist.

Bei dieser Gelegenheit ist es auch nicht mehr weit ab bis zum Kugelsternhaufen M 15 im Pegasus, der in meinem 12"er im Binoansatz bei 115-facher Vergrößerung einen prächtigen Anblick bot, und der sich im direkten Vergleich mit M 13 auch nicht verstecken braucht. Bei 217-facher Vergrößerung im Bino, wurden beide Kugelsternhaufen in tausende von Einzelsternen zerlegt. Die mögliche Wahrnehmung kommt an klasse erdgebundene Fotos heran, eine immense Auflösung mit punktscharfen kleinen Sternen.

Ein weiteres reizvolles Sternbild der Sommermilchstraße ist der Schild mit der riesigen markanten Sternwolke, der Schildwolke. In ihr befinden sich ebenfalls zahlreiche reizvolle Beobachtungsobjekte wie die beiden offenen Sternhaufen M 26 und M 11, die am Nordostrand der Sternwolke liegen. M11 nennt man auch den Wild Duck Cluster, die Wildenten. Es ist einer der schönsten und kompaktesten offenen Sternhaufen. Im 2" 56mm SP Okular, bei 53-facher Vergrößerung sieht er dicht wie ein Kugelsternhaufen aus. Und bei 115-facher und 217-facher Vergrößerung im Superweitwinkelokular entfaltet er seine ganze Pracht. Hunderte von dicht gedrängten Sternchen wunderschön, alle zur 9. Größenklasse gehörend, bis auf den orangefarbenen Hauptstern, der etwa 1-2 Größenklassen heller erscheint. Die Umrisse dieses wunderschönen Haufens sind im Superweitwinkelokular klar zu erkennen. Es gibt vielleicht nur einen offenen Sternhaufen der im Detailreichtum und Schönheit mithalten kann, und das ist M 35 in den Zwillingen.

Weitere schöne Vertreter der offenen Sternhaufen waren dabei noch NGC 6709 im Sternbild Adler sowie NGC 6940 im Sternbild Füchschen. Dies ist ein ausgedehnter Sternhaufen mit seinen vielen lichtschwachen Mitgliedern, der bei 53-facher Vergrößerung im 2"-Okular auch einen beeindruckenden Anblick bietet. Ein weiteres prachtvolles Himmelsobjekt im Sternbild Füchschen ist der größte planetarische Nebel, der Hantelnebel M 27. Er ist ein wahres Präsentierstück und bei 115-facher bzw. 217-facher Vergrößerung erkennt man nicht nur deutlich die Hantelform, sondern auch noch die Ohren mit vielen eingeschlossenen Einzelsternen. Und nachdem ich zur Kontraststeigerung den UHC- und OIII-Filter eingeschraubt hatte, erschien mir die Hantelform mitsamt den anhängenden Ohren noch deutlicher, mit vielen feinen Details und schwachen Filamenten, besonders im Randbereich. Ein grandioser und unvergesslicher Anblick.

Ein weiteres Vorführobjekt ist der wunderschöne Ringnebel M 57 in der Leier. Ein planetarischer Nebel, der bei 217-facher Vergrößerung genau wie ein Zigarettenrauchring aussieht. Die kreisrunde Gasblase verträgt Vergrößerungen sehr gut und bei dieser brillanten Durchsicht schraubte ich daher die Vergrößerung weiter hinauf von 310-fach (mit dem 9,7 mm SP-Okular) auf satte 468-fach mit dem 6,4 mm SP-Okular. Der schwache Rauchring wies nun im Randbereich leicht ausgefranste Strukturen auf, wobei das Objekt schon fast das gesamte Gesichtsfeld ausfüllte. Ich wusste, dass dies eine außergewöhnlich gute Nacht war und darum wollte ich heute unbedingt Jagd auf den Zentralstern machen, der etwa die 15. Größenklasse hat. Das Seeing spielte heute dabei freundlicherweise mit und tatsächlich schaffte ich es endlich, das Zentralsternchen blickweise (wenn auch indirekt) aber deutlich zu erkennen!!

Ich war echt begeistert und schwenkte anschließend mit dem Teleskop noch höher in Richtung Zenit hinauf zum Sternbild Schwan. Der Schwan wird auch als Kreuz des Nordens bezeichnet. Das Sternbild wirkt schon mit bloßem Auge sehr eindrucksvoll. Einfach prachtvoll, wie sich die großen diffusen Sternwolken der Milchstraße vom Hauptstern Deneb über die mächtigen ausgebreiteten Schwingen von Delta und Epsilon Cygni weiter entlang nach Süden zu Albireo (Beta Cygni - den Kopf des Schwans) ziehen. Albireo ist einer der schönsten Doppelsterne am Himmel.

Der Schwan enthält so viele fantastische Beobachtungsobjekte der unterschiedlichsten Art, welche alleine schon eine detaillierte Beobachtungsnacht voll in Anspruch nehmen würde. Das vielleicht eindrucksvollste Objekt im Schwan ist mit Sicherheit der Supernova-Überrest NGC 6960 (Bild mitte) und NGC 6992 (Bild unten). Man bezeichnet diese auch als Cirrusnebel, Cygnusbogen oder auch Schleiernebel. Es wurde das absolute Paradeobjekt des Abends. Bei dieser hervorragenden Transparenz des Himmels gelang es mir auf Anhieb, ohne Nebelfilter den helleren Teil NGC 6960 oberhalb von 52 Cygni zu sichten. Wie oft habe ich ihn bereits vorher vergeblich mit Nebelfilter gesucht, wenn ich das Objekt bei dunstigem Himmel eingestellt hatte. Und heute Abend war er mit Leichtigkeit selbst ohne Filter so deutlich zu erkennen!! Also rasch den UHC-Filter eingesetzt und die Nebelfetzen traten bei 53-facher Vergrößerung noch prägnanter hervor. Bei 115-facher Vergrößerung konnte ich sogar viele zarte Details, die ich nur von Fotos her kannte, eindrucksvoll sehen. Ich fuhr minutenlang alle beide ausgedehnten Teile begeistert ab.

Teleskop LX200 GPS

NGC 6992- Cirrus Nebel  

Aber nun wollte ich aufs "Ganze" gehen und schraubte den OIII-Filter ein. Wow, so etwas hatte ich zuvor noch nicht gesehen! Eine nochmalige Steigerung an Details und Kontrast. Jetzt endlich war der (teure) OIII-Filter sein Geld wert! Die Gesamtstrukturen beider ausgedehnter Bögen ließen sich wunderbar hell, fast wie auf Fotos verfolgen. Jede Menge Details - netzartige Strukturen, viele Filamente, wunderschön aufgelöst bis hin zu den schwachen Nebelteilen am Rand. Ein fantastischer Anblick!! Ich konnte mich dem einmaligen Beobachtungsobjekt nicht entziehen, ich fuhr mit dem Teleskop immer wieder die feinen Nebelstrukturen ausführlich ab. Was für ein Objekt!

Was für ein wahrer Sommernachtstraum!

Irgendwie war heute alles Unmögliche möglich. So ging mir die Idee durch den Kopf, in dieser klaren dunklen Nacht, den Nordamerikanebel (NGC 7000) visuell zu erkunden. Verstärkt mit dem UHC-Filter und dem 2" 56 mm SP-Okular trat der ganze Kontinent einschließlich des eingebetteten Sternhaufens NGC 6997 hervor. Ich konnte die ganze Ostküste entlang abfahren, bis zum Golf von Mexiko, wo der "Kleine Orion" als markante Hilfssterngruppe zu beobachten war. Darunter waren im noch helleren Bogen von Mexiko viele deutliche Nebelstrukturen zu erkennen. Bei sogar 115-facher Vergrößerung waren durch eine höhere Auflösung der schwächeren Nebelteile noch weitere feinere Details erkennbar. Ein grandioser Anblick!

Ein anderer wunderschöner Emissionsnebel südlich von Gamma Cygni ist der Crescent-Nebel NGC 6888 (Bild ganz oben). Mit UHC-Filter und noch besser mit dem OIII-Filter erkennt man die langgestreckte ovale, sichelförmige Form des Nebels. Auch hier konnte ich bei gesteigerter 115-facher Vergrößerung mit dem OIII-Filter noch weitere feinere Strukturen ausfindig machen. Einfach fantastisch!

Das eindrucksvolle Band der Milchstraße im Sternbild Schwan enthält noch eine Vielzahl wunderschöner offener Sternhaufen wie NGC 6819 und NGC 6866. Dies sind dichte Sternhaufen aus rund 150 Sternen, die bei 115-facher Vergrößerung einen faszinierenden Anblick bieten. Ebenso M 29 und vor allem M 39, die durch ihre großflächigere Struktur und mittlere Helligkeit bei 53-facher Vergrößerung in meinem Teleskop auch sehr ansehenswerte Objekte waren.

Der helle und majestätische Planet Mars im Sternbild Wassermann hatte bereits seine Kulmination überschritten. Aber hallo, da war doch noch was besonderes im Wassermann! Natürlich der Helix-Nebel NGC 7293 und der Saturn-Nebel NGC 7009. Das der große, aber lichtschwache Helix-Nebel ein schwieriges Objekt war, wusste ich schon seit ich in Kirchheim an der VdS-Sternwarte beobachtet hatte. Dort schwebte er bei einer Deklinationshöhe von -21° auch nur im Horizontdunst und war selbst im 50 cm Newton kein berauschendes Objekt. Aber heute Nacht waren die Bedingungen dafür exzellent. Bereits ohne UHC-Filter erschien er im 12"er bei 53-facher Vergrößerung wie ein zarter Zigarrenrauchring. Und dann bei 115-facher Vergrößerung mit UHC-Filter legte er in Auflösung und Details noch einmal zu. Insgesamt ist das Erscheinungsbild sehr diffus und in seiner Form ist er visuell leicht
oval. An den besser ausgeprägten Rändern von Osten und Westen zeigten sichschwache Filamente. Der gesamte Nebel war ähnlich wie der Hantel-Nebel mitschwachen Sternchen von etwa 12. bis 14. Größe durchsetzt.

Der helle Saturn-Nebel NGC 7009 erscheint im Teleskop bei 217-facher Vergrößerungtatsächlich wie ein lichtschwacher Ringplanet. Selbst bei 310-facher Vergrößerung ist er noch ein imposantes, helles Objekt mit einem deutlichen Zentralstern.

Noch erwähnenswert im Sternbild Wassermann sind 2 helle kugelförmige Sternhaufen. Während M 72 der kleinere von beiden etwas geringerer Intensität ist, kann man M 2 wirklich zu den reizvolleren Objekten dieser Art zählen. Er ist in Größe und Helligkeit mit M 15 im Pegasus vergleichbar. Bei 217-facher Vergrößerung ist der wunderschöne Haufen in einer gleichmäßigen hellen Kugel aus hunderten von Sternen aufgelöst.

Dieser traumhafte Sternenhimmel heute Abend mit all seinen überirdischen Schönheiten in einer exzellenten Spätsommernacht hielt mich in fester Begeisterung. Ich merkte gar nicht, wie schnell wieder einmal die Zeit dabei vergangen war. Voller Überraschung zeigte meine Uhr schon 2.00 Uhr morgens an. Eigentlich wollte ich in dieser Nacht nur ein paar vorher ausgewählte Objekte beobachten. Statt dessen wurde es eine fantastische unvergessliche Deep Sky Tour himmlischer Nebellandschaften.

Rainer Wolf

Fotos: J. Schedler Quelle: www.panther-observatory.com


Himmelsbeobachtung im Herbst

Himmlische Streifzüge mit meinem 12" SC Teleskop
Perlenketten am Herbsthimmel

Beobachtungsbericht von Rainer Wolf


Wenn man die Milchstraße in einer dunklen und klaren Herbstnacht über sich hinwegziehen sieht, ist man beeindruckt von der räumlichen Dimension des riesigen Sternenbanners. Die Vielfalt astronomischer Himmelsobjekte, die uns die Herbstmilchstraße und der gesamte Herbsthimmel präsentieren, sind für jeden Hobbyastronomen absolut traumhaft, um sich durch dieses wunderbare Himmelsareal treiben zu lassen.

Am Abend des 18. Dezember 2003 war ich wieder bei exzellenten äußeren Bedingungen mit meinem 12"er an meinem Beobachtungsplatz in Neuhaus ( an der Ostsee) im Feldeinsatz, um lohnende Jagdziele des wunderbaren Herbsthimmels aufzuspüren. Im Dezember erreicht die Herbstmilchstraße bereits zeitig den Zenit. Sie ist besonders in den großflächigen Herbststernbildern mit reizvollen und interessanten Objekten wie Galaxien, galaktischen Nebeln und vor allem offenen Sternhaufen reicht gesegnet. Das bekannte Sternbild Pegasus ist der Mittelpunkt des nördlichen Herbsthimmels, das Mitte Dezember bereits um 18.00 Uhr kulminiert. Außer den Kugelsternhaufen M 15 bietet dieses riesige Sternbild zwei sehenswerte Galaxien. Die Spiralgalaxie NGC 7331 erscheint im 12"er bei 53-facher Vergrößerung mit einem ausgeprägten hellen Kern. Und bei 115-facher Vergrößerung im 26 mm SP Okular kann man die Staubwolken zwischen den fein sichtbaren, eng gewundenen Spiralarmen deutlich erkennen. Östlich davon stehen 4 weitere kleine Galaxien, die bei nochmaliger Vergrößerung auf 217-fach prägnanter zu beobachten sind. Etwa ein halbes Grad südwestlich von NGC 7331 findet man die sehr schwache Galaxiengruppe, die als Stephans Quintett bekannt geworden ist, mit den Katalognummern NGC 7317, 7318 A/B, 7319 und 7320. Man benötigt schon einen sehr dunklen und transparenten Himmel, um dieses eigenartige, weltbekannte Galaxien-Quintett in meinem 12" Teleskop bei 115-facher Vergrößerung zu erkennen. Es ist wirklich eine hohe Herausforderung für das Gerät und vor allen an die äußeren Bedingungen, um die Galaxiengruppe direkt oder indirekt im Teleskop bei kleinerer Austrittspupille (AP) zu erkennen. Zwischen 4 der 5 Galaxien gibt es Materieströmungen als Folge gegenseitiger Wechselwirkungen. Erstaunlicherweise war das Quintett trotz einer Helligkeit von 12. bis 14. Größenklasse verhältnismäßig gut zu beobachten.

Ein weiteres interessantes Herbststernbild ist der Cepheus. Dieser erstreckt sich nordöstlich vom Schwan zwischen Drache und Cassiopeia., fast bis zum Himmelsnordpol. Durch den südlichen Teil des Cepheus verläuft die Milchstraße, worin man eine Fülle verschiedener Fernrohrobjekte findet. NGC 188 ist ein zwar schwacher, aber dennoch interessanter offener Sternhaufen. Bei 115-facher Vergrößerung im 12" SC Teleskop erstreckt sich dieser wunderschön aufgelöst im Gesichtsfeld des 26 mm SP-Okulars. Er enthält etliche gelbe Riesensterne, die mindestens 10 bis 12 Milliarden Jahre alt sind. Und daher gehört NGC 188 zu den ältesten offenen Sternhaufen unserer Galaxis. Der dichte, aber lichtschwache Sternhaufen NGC 6939 steht nur ganz wenige Bogenminuten nordwestlich von der Spiralgalaxie 6946. Beide Himmelsobjekte ergeben im Gesichtsfeld des großen 2"

56 mm SP Okular bei 53-facher Vergrößerung einen wunderschönen Anblick. Die SC-Galaxie erscheint im Teleskop als neblig leuchtender, runder Fleck mit einem helleren Kern. Andeutungen der Spiralarme sind wegen der geringen Flächenhelligkeit noch nicht zu erkennen gewesen. Der kleine offene Sternhaufen neben der SC-Galaxie NGC 6939 lies sich bei höherer Vergrößerung von 217-fach ganz fantastisch auflösen. Ein sehr schöner und heller planetarischer Nebel ist NGC 40, mit einem markanten Zentralstern. Der PN erscheint bei 217-facher Vergrößerung im Teleskop fast gleichförmig rund um den recht hellen Zentralstern. Bei 310-facher Vergrößerung sind am Ost-Westrand der Nebelscheibe fast hantelförmige Ausbuchtungen mit leichten Strukturen zu erkennen. Ein brillanter Anblick, er hätte sogar noch mehr Vergrößerung vertragen!

Zu den unauffälligen Herbststernbilder für den Beobachter auf der Nordhalbkugel gehören die ausgedehnten Sternbilder Fische und Walfisch. Unterhalb des Pegasusvierecks trifft man auf eine kleine elliptische Gruppe aus schwach leuchtenden Sternen, das Ekliptiksternbild der Fische. Das Sternbild Fische enthält als besondere Objekte nur Galaxien. Eine der schönsten Galaxien dabei ist die große SC Galaxie M 74, die man von der "Draufsicht" beobachtet. Allerdings ist M 74 nicht sonderlich hell. Von daher war ich beim Blick durch mein Teleskop ein wenig überrascht, als ich bei 115-facher Vergrößerung nur einen großen strukturlosen Lichtfleck mit einem hellen Kern sah. So sehr ich mich auch bemühte, die zarten schwachen Spiralarme im Okular zu erkennen, es gelang mir nicht einmal mit indirekten Sehen. Dagegen hatte ich bei der wesentlich flächenmäßig kleineren SC Galaxie M 77 im Sternbild Cetus, den Walfisch, der sich unterhalb der Fische befindet, mehr Erfolg. Bei 115-facher Vergrößerung erkennt man auf der nahezu frontal blickenden Spiralgalaxie einen ungewöhnlich hellen Kern, um den sich eine deutlich schwach erkennbare Spiralstruktur windet. Ein imposanter Anblick selbst bei höherer Vergrößerung von 217-fach in meinem Teleskop. Noch eine weitere auffällige und lohnenswerte Galaxie am Herbsthimmel, auf die wir auch fast frontal blicken, ist die Spiralgalaxie M 33 im Sternbild Dreieck (Triangulum), das sich zwischen Widder im Süden und Andromeda im Norden befindet. Trotz ihrer flächenmäßig großen Ausmaße von mehr als einem Grad ist sie nicht sehr hell, aber mit einer Entfernung von ca. 2,8 Millionen Lichtjahren steht sie uns verhältnismäßig sehr nahe und gehört zu der lokalen Gruppe, der auch unser Milchstraßensystem angehört. Bei 53 -facher Vergrößerung im 2" SP Okular zeigte sich ein großflächiges ovales und diffuses Objekt. Mit steigender Vergrößerung und kleinerer AP erkennt man viele weitere Details in meinem 12" Teleskop. Bei 115-fach zeigt sie schwache aber deutlich ausgeprägte Spiralarme, von einem hellen diffusen Kerngebiet ausgehend. Die Spiralarme sind recht zerklüftet, wo mehrere Gasnebel und Sternwolken relativ gut zu beobachten sind. Besonders bei 217-facher Vergrößerung treten auffallend dunklere und hellere fleckige Strukturen in den Spiralarmen hervor. Der auffälligste Nebel in der Spiralstruktur von M 33 trägt sogar eine eigene NGC Nummer ( NGC 604 ).

Foto: Spiralgalaxie M 33

Foto: Spiralgalaxie M 33  

Es handelt sich hierbei um eine riesige Gaswolke und der größten Sternentstehungsregion , ähnlich wie der Tarantelnebel in der Großen Magellanischen Wolke. In meinem Teleskop erschien sie deutlich als größerer verwaschener Fleck unweit vom Kern entfernt in südlicher Richtung. Bei aufmerksamer Beobachtung konnte ich noch weitere kleinere, diffuse Gasnebel und Sternwolken in den Spiralarmen von M 33 beobachten. Es war faszinierend die gesamte Galaxie bei höherer Vergrößerung mit Hilfe der Teleskopsteuerung auf und ab zu fahren um weitere Details zu erkennen.

Ein Höhepunkt an diesem Beobachtungsabend war ohne weiteres die Große Andromeda-Galaxie M 31.

Foto: Große Andromeda-Galaxie M 31

Foto: Große Andromeda-Galaxie M 31  

Das große Herbststernbild Andromeda ist zwischen der nördlicheren Cassiopeia und den südlich gelegenen Fischen zu finden. Es steht Mitte Dezember bereits um 19.00 Uhr fast im Zenit und bietet daher ideale Voraussetzungen für eine beeindruckende Beobachtung mit einem Teleskop oder Fernglas. Bei genügend dunkler Umgebung erkennt man auch ohne Hilfsmittel im nördlichen Teil des Sternenbildes einen länglichen Nebelfleck, den sogenannten Andromedanebel ( M 31 ). Er ist die nächste größere Spiralgalaxie in rund 2,3 Millionen Lichtjahren Entfernung und zugleich auch das fernste Objekt, das wir noch mit bloßen Auge erkennen können. Bereits in einem Fernglas bietet M 31 einen prachtvollen Anblick, wobei man auch noch zwei kleinere lichtschwächere Begleiter erkennt. In meinem 12"er bei 53-facher Vergrößerung im 2" Okular erkennt man im ersten Augenblick nur einen riesigen hellen und diffusen, länglichen Kern. Dieser überstrahlt die weitaus schwächeren und ausgedehnten Spiralarme, die wegen des äußerst flachen Blickwinkels der Galaxie nur erschwerlich zu beobachten sind. Aber bereits bei 115-facher Vergrößerung und kleinerer AP, bei erheblich besseren Kontrast, erkannte ich in beeindruckender Weise ausgedehnte Staubwolken in langgezogenen Bändern darin. Beim hin- und herschwenken des Teleskopes mit der Autostar II-Steuerung erkannte ich nordwestlich ein deutlich zerklüftetes inneres - und ein faseriges äußeres Staubband. Um so aufmerksamer ich mit einem geübten Blick durchs Okular die Galaxie beobachtete, desto mehr feinere Details waren erkennbar. Als markantes Objekt zeigte sich in südwestlicher Richtung vom Kern in einem der flachen Spiralarme eingebettet ein verwaschener, länglicher Fleck. Es war die Sternwolke NGC 206, die ähnlich wie NGC 604 in M 33 eine riesige Sternentstehungsregion ist. Durch die Bewegungen des Teleskops entlang der Galaxie merkt man erst wie gewaltig groß diese tatsächlich ist. Die beeindruckende Andromedagalaxie hat auch ähnlich wie unsere Galaxie zwei elliptische Begleiter. Die kleinere M 32 erkennt man etwa ein halbes Grad südlich des Kerns von M 31 und wird von der Helligkeit dessen fast überstrahlt. M 32 sieht bei 115-facher Vergrößerung ähnlich aus wie ein heller planetarischer Nebel oder ein diffuser Kometenkern und ist relativ klein und strukturlos. Dagegen erscheint der zweite Begleiter M 110 ( NGC 205 ) rund ein halbes Grad nordwestlich des Kerns von M 31, als ovaler diffuser Nebel mit einem kleinen runden Kern.

Eine weitere sehr interessante und lohnenswerte Galaxie im Herbststernbild Andromeda ist die wunderschöne Edge-On Galaxie NGC 891, die wir genau von der Kante sehen.

Foto: Edge-On Galaxie NGC891

Foto: Edge-On Galaxie NGC891  

Wegen der geringen Helligkeit von 12. Größe braucht man schon einen dunklen und transparenten Himmel. Sie ist ein schwieriges Objekt, die im Teleskop wie ein dunkler, senkrechter Nadelstrich aussieht. Hat man sie einmal im Okular entdeckt, dann läßt sie sich immer wieder einfach auffinden. Bei 115-facher Vergrößerung in meinem 12" er erkannte ich einen schwachen, etwa 13 Bogenminuten langen Streifen mit einer deutlichen dunklen Trennlinie in der galaktischen Ebene. Ein grandioser Anblick, besonders auch mit 217-facher Vergrößerung im Superweitwinkelokular. Als einziger planetarischer Nebel im Sternbild Andromeda ist NGC 7662 im Teleskop ein wirklich tolles Objekt. Bei 217-facher Vergrößerung erscheint ein deutlich bläuliches Scheibchen in beachtlicher Größe. Selbst mit 310fach im Teleskop ist die bläuliche Scheibe von rund 30 Bogensekunden Durchmesser noch sehr hell, und man erkennt verschwommene Strukturen am Rand und indirekt einen sehr lichtschwachen Zentralstern. Selbst in kleineren Teleskopen sollte dieses beeindruckende Objekt leicht beobachtbar sein. Als einen der flächenmäßig größten und hellsten Sternhaufen bietet NGC 752 im Sternbild Andromeda im Teleskop einen prächtigen Anblick. Im 2" Okular bei 53-facher Vergrößerung war das Gesichtsfeld mit kleinen, hellen Sternchen übersäht. Er zeigte wunderschöne Sternenketten und -Bögen. Weitere sehenswerte offene Sternhaufen findet man im Sternbild Perseus, das eingerahmt wird von den Sternbildern Cassiopeia, Andromeda und dem Fuhrmann im Osten. Die beiden bekanntesten und schönsten unter ihnen sind h + chi, die bereits mit dem bloßen Auge als verschwommener Fleck im Milchstraßenband zu beobachten sind. Beide Sternhaufen habe ich bereits schon bei dem Beobachtungsbericht des Winterhimmels beschrieben. Ein weiterer schöner offener Sternhaufen ist M 34, den man unter dunklen Himmel ebenfalls noch gerade mit dem bloßen Auge erkennen kann. Im 2" Okular mit 53-facher Vergrößerung ergibt dieser ausgeprägte Haufen einen herrlichen Anblick. Nur ganz in der Nähe steht ein weiterer ziemlich sternreicher Haufen NGC 1245, der auch noch im 26 mm SP Okular bei 115-facher Vergrößerung einen fantastischen Anblick bot. Auch der offene Sternhaufen NGC 1528, der viele helle Sterne enthält und etwas nördlicher von NGC 1245 steht, ist wunderschön im 2" Okular bei 53-facher Vergrößerung anzusehen.

Eines der schönsten und einprägsamsten Herbststernbilder ist das Himmels-W, die Cassiopeia. Sie liegt zwischen Andromeda und Perseus im Süden und Cepheus im Norden. Dank der nördlichen Position des Sternbildes ist es für Beobachter in ganz Europa zirkumpolar. Da die Cassiopeia mitten in der Milchstraße liegt, ist sie ein wahres Eldorado der offenen Sternhaufen und Nebel und wird zurecht auch die "Königin der Milchstraße" genannt. Unter den vielen offenen Sternhaufen auf kleinsten Raum ist NGC 457, auch Eulenhaufen genannt, ohne Zweifel der schönste. Im 56 mm SP Okular mit 53-facher Vergrößerung ergibt er einen grandiosen Anblick. Er ist nicht nur hell und groß, sondern auch sehr sternenreich. Er verträgt eine ganze Menge an Vergrößerung. Bei 115-fach in meinem 12"er ist er fantastisch aufgelöst und dominiert über das gesamte Gesichtsfeld mit eindrucksvollen hellen Sternenketten. Sogar bei 217-facher Vergrößerung im Superweitwinkelokular ist er noch eine imposante Erscheinung. Etwas nördlicher darüber befindet sich der Sternhaufen M 103, der im Teleskop sofort wegen seiner dreieckigen Form auffällt und eine ganze Reihe auffällige farbige Kontraststerne von gelben, orangen und blauen enthält. Der Haufen benötigte schon 115-fache Vergrößerung, um ihn wundervoll aufzulösen. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen dann die Sternhaufen NGC 663 und NGC 654. Besonders NGC 663 ist ein ziemlich sternreicher Haufen, der seine gesamte Pracht erst bei 115-facher Vergrößerung entfaltete. Ein fantastischer Anblick bis hoch vergrößert auf 217-fach. Wenn man die Anzahl der Sterne in diesem Haufen überschlägt, so kommt man locker auf 80 Sterne.

Ein weiterer Top-Sternhaufen in der Cassiopeia ist M 52.

Foto: Sternhaufen M52 und Bubble Nebula (Blasennebel) NGC 7635

Foto: Sternhaufen M52 und Bubble Nebula  
(Blasennebel) NGC 7635  

Schon bei 53-facher Vergrößerung im 2" Okular ist er eine imposante Erscheinung. Aber auf Grund seiner Sternendichte verträgt M 52 auch stärkere Vergrößerungen, ohne dabei seinen Haufencharakter zu verlieren. Bei 115-facher Vergrößerung erkennt man wesentlich mehr schwache Sterne. Durch die große Anzahl verschiedenfarbiger Haufenmitglieder entsteht beim Anblick mit hoher Vergrößerung ein reizvoller Kontrast. Durch seinen enormen Sternenreichtum gehört NGC 7789 zu den besten Sternhaufen am Himmel, den sich keiner beim Streifzug durch das Sternbild Cassiopeia entgehen lassen sollte!! Er war einer der "Stars" des heutigen Beobachtungsabends und ist eine Mischung zwischen Kugelsternhaufen und offenen Sternhaufen. Er benötigte in meinem 12"er schon eine hohe Vergrößerung von wenigsten 115-fach, um ihn in mehrere hundert Einzelsterne aufzulösen. NGC 7789 war ein traumhaft schöner Anblick, selbst noch bei 217-facher Vergrößerung. Das waren nur die schönsten Sternhaufen im Sternbild der Cassiopeia aus dem unerschöpflichen Reichtum dieser Objekte. Die enorme Anzahl dieser wunderschönen Sternhaufen durchziehen den Herbsthimmel wie glanzvolle Perlenketten. In diesem Sternbild sind auch noch zwei schöne Emissionsnebel beheimatet. NGC 281 ist fast der Zwillingsbruder von dem berühmten Nordamerikanebel NGC 7000 im Schwan. In meinem Teleskop bei 53-facher Vergrößerung zeigte sich der Nebel indirekt visuell ganz zart, ca.1 Grad östlich von Alfa Cas (Schedar), um einen helleren Stern 8.Größe. Mit dem UHC-Filter erscheint der Nebel wesentlich kontrastreicher und man kann eine leichte Dreiecksform beobachten. In südliche Richtung erkennt man eine schöne Dunkelbucht, die in den Himmelshintergrund ausläuft. Als große Herausforderung war der berühmte Bubble Nebula (Blasennebel) NGC 7635 ein faszinierendes Objekt. Er ist eigentlich recht einfach aufzufinden, aber ohne Nebelfilter erkennt man fast ! gar nichts. Der Blasennebel befindet sich nur ca. ein halbes Grad südwestlich von dem vorher beschriebenen wunderschönen Sternhaufen M 52. In der Nebelregion eingebettet liegt ein sehr heißer Stern etwa 8. Größenklasse, der den umgebenden interstellaren Raum mit seinen abgestrahlten Partikeln und Materie zu einer Schockfront bildenden Gasblase staucht. Bei 53-facher Vergrößerung und dem UHC-Filter ist ein nebliger Hof um diesen hellen Stern erkennbar. Durch indirektes Sehen erkennt man hauchdünn um diesen Stern eine halbkreisförmige Blase, die nördlich intensiver und südlich unter dem Stern im Himmelshintergrund " abtaucht". Bei 115-fach ist der Kontrast noch ein wenig besser. Nun ist auch noch nördlich der Blase eine weitere größere Nebelstruktur zu erkennen. Rasch den Lumicon OIII-Filter eingetauscht - fantastisch, nun erscheint die Gasblase noch beeindruckender. Fast symmetrisch kreisrund, visuell wie eine perfekte Glaskugel, aber nicht ganz geschlossen. Auch umliegende Nebelstrukturen erscheinen nun noch deutlicher. Einfach fantastisch!!

Die Schätze des Herbsthimmels bieten eine vielfältige Auswahl der verschiedensten Himmelsobjekte. Eigentlich ist die himmlische Schatztruhe zu jeder Jahreszeit randvoll mit visuellen Kostbarkeiten. Gerade die kalte Jahreszeit stellt eine echte Herausforderung für uns Hobbyastronomen dar. Noch dazu wenn es Temperaturen sind, wo man sein zu Hause normalerweise nicht freiwillig verlässt. Wer jedoch diese Mühen überwindet, wird reichlich belohnt durch einen besonders klaren und eindrucksvollen Sternenhimmel, der eine fast unendliche Vielzahl an schönen Objekten zu bieten hat.

Rainer Wolf


Himmelsbeobachtung im Winter

Beobachtung mit dem 12" LX200 GPS Teleskop
"Juwelen am Winterhimmel"

Beobachtungsbericht von Rainer Wolf

Am Sonntagabend, dem 23.02.2003, war es endlich soweit. Eine stabile Hochdruckwetterlage versprach uns endlich einen gemeinsamen faszinierenden Beobachtungsabend mit meiner 305 mm-Öffnung messenden Schmidt-Cassegrain Optik von MEADE. Nach vorheriger Telefonabsprache trafen wir uns, die Sternfreunde vom Astronomischen Verein Rostock e.V. Gerd Kallmann, Andreas Otto, Martin Behrns und meine Wenigkeit um 19.00 Uhr bei mir zu Hause in Graal-Müritz. Anschließend fuhren wir gemeinsam ca. 12 km zu meinem großen, freien Beobachtungsplatz nach Neuhaus, umgeben von Wald und Wiese sowie keine störenden Lichtquellen in der Nähe. Auf dem Platz mit den Fahrzeugen angekommen erwartete uns ein atemberaubender Sternhimmel bei -6° Celsius.

Teleskop LX200 GPS

Teleskop LX200 GPS  
Foto: Rainer Wolf  

Die Aufstellung und GPS-Ausrichtung des Teleskopes ging Dank meiner vorherigen Beobachtungen mit diesem Gerät rasch von statten und gegen 19.45 Uhr konnte es endlich losgehen. Der langersehnte erste Beobachtungsabend hatte nun seine Premiere und alle warteten ganz gespannt auf den ersten Blick durch diesen großen Lichteimer. Die Jagd war also eröffnet.

Los ging’s mit M35 im Sternbild Zwillinge, einprogrammiert in die Auto Star II Handbox, dann die Entertaste gedrückt, auf Go To gegangen und das Teleskop bewegte sich mit 8°/sek zielgenau zum Objekt. M35 ist zweifelsohne einer der schönsten und sternenreichsten Haufen des gesamten Himmels. Bei 53-facher Vergrößerung mit dem 2" 56mm SP Okular ein fantastischer Anblick. Das gesamte Okulargesichtsfeld ist mit hellen Sternen ausgefüllt, vergleichbar mit einem riesigen Kugelsternhaufen bei noch größerer Öffnung und hoher Vergrößerung. Mit einer Helligkeit von 5,1 mag ist M35 ein dankbares Objekt und mit knapp 30' Durchmesser sind über 200 Sterne erkennbar. Im 2" 32 mm Superweitwinkelokular ist der Sternhaufen noch beeindruckender und der Anblick begeisterte alle anwesenden Sternfreunde. Als nächstes Highlight wurde dann der berühmte und unvergleichliche Doppelsternhaufen h+chi im Sternbild Perseus eingestellt, die schon mit bloßem Auge als verwaschener Fleck im Milchstraßenband erscheinen. Die beiden Haufen, die etwa ein halbes Grad auseinander stehen, sind nahezu gleichweit von uns entfernt. Jeder Haufen ist für sich schon sehenswert, doch beide zusammen im Gesichtsfeld des 56 mm SP Okular bieten einen unvergesslichen Anblick von schimmernden Diamanten, und heben sich prachtvoll gegen den Sternhintergrund ab. Der östliche Haufen (NGC 884) enthält etliche helle und sogleich rötliche Sterne, während der westliche Haufen (NGC 869) mehr helle bläuliche Sterne umfasst und auch etwas dichter erscheint.

Zum Abschluss der offenen Sternhaufen wurde die prominente 3er Kette im Sternbild Fuhrmann M36, 37, 38 im Teleskop mit dem 2" 32 mm SP Okular bei 93facher Vergrößerung betrachtet. In einem 7x50 Fernglas sind sie gemeinsam im Gesichtsfeld zu sehen, aber erst im großen Fernrohr entfalten sie ihre ganze Pracht und werden zu Juwelen am Winterhimmel. M37 ist der reichste und dichteste offene Sternhaufen von diesen Dreien. Er ist im Teleskop bei der Vergrößerung eine Augenweide. In seiner Mitte leuchtet ein heller rötlicher Stern wie ein Rubin in einem Feld von vielen Diamanten - absolut grandios! Das Paradestück des Beobachtungsabends war jedoch der große Orionnebel M 42, einer der wenigen Emissionsnebel, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Der Orionnebel gehört zu den schönsten Fernrohrobjekten am gesamten Himmel. Im 12" Teleskop kann man eine Fülle von Details erkennen. Bei 53facher Vergrößerung passt der gesamte Nebel nicht einmal in das Gesichtsfeld des 56 mm SP Okulars. Die beiden Schwingen links und rechts müssen mit der feinfühligen Handsteuerung rundherum abgefahren werden. Bei steigender Vergrößerung und kleinerer Austrittspupille AP sieht man immer mehr faserige Strukturen in den Nebelbereichen im Wechsel mit größeren Dunkelwolken. Bei 115facher Vergrößerung werden die Trapezsterne im Zentrum wundervoll hervorgehoben. Diese Zentralregion wird im Süden durch eine Dunkelwolke ziemlich klar begrenzt. Die ganze Gegend enthält zahlreiche lichtschwache junge Sterne, die scheinbar in Staubwolken eingegrenzt sind. Das Trapez ist ein besonderer Mehrfachstern, der neben den leicht erkennbaren vier Komponenten noch zwei weitere Partner enthält. Ein wahrer Leckerbissen für Teleskopbesitzer. In unmittelbarer Nachbarschaft unterhalb des linken Gürtelsterns ist der berühmte Pferdekopfnebel IC 434. Eine visuelle Beobachtung des Nebels ist äußerst schwierig und gelingt nur in Verbindung mit einem H-Beta-Nebelfilter mit hoher Austrittspupille und kleiner Vergrößerung. Bei 53facher Vergrößerung und einer Austrittspupille von knapp 6 mm war dieser Pferdekopfnebel mit 2" H-Beta-Filter scheinbar zu erahnen. Man musste schon genau die Position von Fotos kennen und die Augen sollten sehr gut dunkel adaptiert sein. Ebenso der berühmte California-Nebel.

NGC 1499 im Sternbild Perseus war als reizvolles Objekt mit diesem Nebelfilter ganz schwach im Teleskop erkennbar. Dagegen bot der Supernova-Überrest M 1 im Sternbild Stier einen weitaus markanteren Anblick. Bei bis zu 217facher Vergrößerung im 13,8 mm SP Weitwinkelokular waren in den Randgebieten der ovalen Nebelwolke deutlich feine faserige Strukturen zu sehen.

Die Welt der Galaxien hat einen ähnlich hohen Beobachtungsreiz mit einem Teleskop dieser Größenöffnung. Sehr ansehenswert ist die Galaxiengruppe M 65, M 66 und NGC 3628 im Sternbild Löwe. Bei 53facher Vergrößerung im 2" 56 mm SP Okular passen M 65 und M 66 bequem gemeinsam ins Gesichtsfeld. Ein sehr ästhetischer Anblick. Während NGC 3628 leicht etwas nördlich außerhalb mit der Handsteuerung aufzufinden ist. Eine sehr schöne Edge On Galaxie mit sichtbaren Staubband bei steigender Vergrößerung (bis 217fach) werden immer mehr feine Details bei allen 3 Galaxien erkennbar. Wirkliche Vorzeigestücke sind die beiden Galaxien M 81 und M 82 im Großen Bär, die auch wieder gemeinsam bei 53facher Vergrößerung im Gesichtsfeld des 2 " Okulars beeindrucken. Mit hoher Vergrößerung (217fach) zeigt M 82 zwei Knoten und ein Staubband, das quer durch die Galaxie läuft. Während M 81 bei gesteigerter Vergrößerung nur ein hell leuchtendes Oval bleibt. Im Großen Bär warten noch zahlreiche interessante Galaxien auf uns. Dieses Sternbild ist eine wahre Fundgrube und ein Tummelplatz für Galaxienjäger.

Zum Ausklang des Beobachtungsabends waren die Planeten Saturn und Jupiter in näherer Reichweite gerückt. Um es vorweg zu nehmen, die Bedingungen hinsichtlich des Seeings waren an diesem Abend nicht die allerbesten. Ich habe bereits eine Woche vorher erstklassige Beobachtungen beider Gasriesen am Binokularansatz des 12"lers erlebt. Aber dennoch ist es immer wieder faszinierend, beide Planeten mit einem Binokularansatz von 115- bis 310facher Vergrößerung zu beobachten. Saturn im Sternbild Stier, mit seinem weit geöffneten Ringsystem, einer grandiosen Cassiniteilung und einem markanten Wolkenband in der Planetenatmosphäre. Ebenso der König der Planeten, Jupiter im Sternbild Krebs, der am 02.02.2003 in Opposition stand , gab viele Strukturen seiner Atmosphäre im Bino zu erkennen. Die Äquatorbänder spalten jeweils eine nördliche und eine südliche Komponente auf, und weitere aber schwächere dunkle Bänder und Flecken wurden teilweise sichtbar.

Nach gut 3 Stunden Beobachtung und angefrorenen Händen und Füßen, das Teleskop mit Reif überzogen, war es höchste Zeit einzupacken. Durch die Begeisterung für die unendlichen Weiten und die überirdische Schönheit der fernen Welten, konnten wir eine Reise in die Unendlichkeit des Universums durchführen. Welch ein schönes Hobby haben wir. Bis zur nächsten Erlebnisreise durchs Universum. Wer Interesse hat, kann bei der Messiernacht oder Galaxiennacht im Frühjahr gerne mit dabei sein.

Rainer Wolf


Sonnenbeobachtung

Die Sonne im H-alpha-Licht beobachten

Beobachtungsbericht von Rainer Wolf


In den Sommermonaten von Juni bis August sind die Beobachtungsnächte vor allem bei uns im Norden Deutschlands deutlich kürzer, wenn auch von den Temperaturen her eher angenehmer als sonst. Von daher rückt der mit Abstand dichteste Stern ganz besonders in den Blickpunkt unserer Beobachtungen. Die Sonne! Keinen anderen Stern im gesamten Universum können wir in solch einer Detailfülle beobachten wie unsere Sonne.

Gerade auf der Sonne können wir bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen an unserem Teleskop viele reizvolle, dynamische Vorgänge detailliert beobachten. Im Gegensatz zur herkömmlichen Weißlicht-Beobachtung, wo nur die auffälligsten Oberflächendetails, wie Sonnenflecken und Granulation, beobachtet werden können, gibt es noch eine weitere Methode, mit speziellen, extrem engbandigen Filtern, den H-alpha-Filtern, womit wesentlich mehr Sonnendetails und sogar Protuberanzen am Sonnenrand sichtbar gemacht werden. Bei der H-alpha-Bobachtung beschränkt man sich nur auf eine Wellenlänge im sichtbaren Bereich des solaren Spektrums, der roten H-alpha-Linie, des neutralen Wasserstoffs bei einer Wellenlänge von 656,3 Nanometer.

Die bei dieser Wellenlänge von der Sonne imitierte Strahlung kommt aus der Chromosphäre, der Schicht über der Photosphäre. Ein H-alpha-Filter zeigt hochenergetische Vorgänge in der Chromosphäre. Besonders in den aktiven Regionen geht es sehr turbulent zu.

Sonne im H-alpha-Licht

Foto von M. Lalk und R. Wolf;  
Sonne im H-alpha-Licht mit Zeiss AS Refraktor 80/840 mit 70mm H-Alpha Filter von Solarscope  
am 08.05.2006 mit Canon 20 Da  

Aktive Regionen sind immer mit den Sonnenflecken -1- verknüpft, die ja auch im Weißlicht sichtbar sind. Sie besitzen starke Magnetfelder. Im H-alpha-Licht kann man um die Sonnenflecken herum beobachten, wie die heiße Materie entlang der Magnetfeldlinien beschleunigt wird. Die aktiven Regionen sind die Hauptquelle der 3 großen Energiefreisetzungsereignisse auf der Sonne: Flares, Filamente und Protuberanzen.

Ein Flare -2- ist ein impulsiv beginnendes Aufleuchten in der Chromosphäre. Dabei wird ein großer Teil der im Magnetfeld eines aktiven Gebietes gespeicherten magnetischen Energie in Wärme und Bewegungsenergie von Teilchen umgewandelt. Die Bögen aus leuchtendem Plasma bilden bei großen Flares ganze Arkaden, die entlang der Trennlinie zwischen den magnetischen Polaritäten in der Photosphäre (zwischen den Sonnenflecken) aufgereiht sind. Das Plasma in den Bögen kühlt sich langsam ab, bis er schließlich in der roten H-alpha-Linie des Wasserstoffs aufleuchtet. Bei der Beobachtung sieht man Flares in der Regel in der Draufsicht. Dort erscheinen sie wie hell leuchtende Risse in der Sonnenoberfläche. Der Anblick erinnert ein wenig an einen heißen, glühenden Lavastrom, der an die Oberfläche dringt.

Filamente -3- sind relativ kühle, dichte Plasmafasern, die sich in Magnetfeldbündeln ausbilden können. Sie werden ebenso in der H-alpha-Linie beobachtet und erscheinen auf der Sonnenscheibe als dunkle Strukturen. Am Sonnenrand dagegen werden sie als Protuberanzen bezeichnet.

Protuberanzen -4- sind also dasselbe physikalische Phänomen wie Filamente. Sie bilden sich auch außerhalb aktiver Regionen, wo sie sehr große Längen von fast einem Sonnenradius erzielen können. Nach manchmal wochenlangen Phasen relativer Ruhe bilden sich plötzlich erhöhte Plasmageschwindigkeiten in einem Teilbereich aus, und kurz darauf beginnt das gesamte Filament einen rasanten Aufstieg, der zum Ausstoß von Teilen des Filaments in den interplanetaren Raum führt. Oft ist die Eruption eines Filaments mit einem Flare gekoppelt.

Spikulen -5- sind Jets aus Gas und Plasma, die von der Oberfläche der Sonne aufsteigen. Sie konzentrieren sich an den Rändern von Supergranulations-Zellen und haben eine Lebensdauer von ca. 5 bis 15 Minuten. Ihr Durchmesser beträgt etwa 1000 km und sie können bis zu 10.000 km lang werden.

Eigentlich ist die Sonnenbeobachtung im H-alpha-Licht eine sehr kostspielige Angelegenheit. Auf dem Markt existieren zu Zeit 2 Systeme zur H-alpha-Beobachtung. Einerseits wird okularseitig im Strahlengang eines Refraktors ein temperaturstabilisierter H-alpha-Filter montiert, und kombiniert mit einem vor dem Objektiv eingesetzten Energieschutzfilter. Die andere Variante besteht aus einem Etalon-Element, das vor dem Objektiv montiert wird, und einem Blockfilter, der okularseitig angebracht ist. Eine äußerst preiswerte Alternative beim Einstieg in die H-alpha-Beobachtung bietet das von der Firma Coronado entwickelte Personal Solar Telescope (PST), worüber auch unser Astronomischer Verein in Rostock verfügt. Das Teleskop ist in wenigen Sekunden aufgebaut und visuell und fotografisch einsatzbereit.

Die H-alpha-Strukturen wie Protuberanzen, Filamente, Spikulen, aktive Regionen und Flares lassen sich schon allesamt sehr detailreich, scharf und kontrastreich abbilden. Somit findet auch der aktive Sonnenbeobachter im PST das ideale Einstiegsgerät bei den H-alpha-Strukturen. Auch wenn wir uns momentan in Zeiten niedriger Sonnenaktivität befinden, was auch das oben aktuelle Foto dokumentiert, gibt es dennoch hin und wieder diverse Ausbrüche der H-alpha-Tätigkeit. Diesbezüglich sollte man keineswegs mit der Sonnebeobachtung aufhören. Der visuelle Eindruck bei der Beobachtung im H-alpha-Licht, der Chromosphäre der Sonnenscheibe und ganz besonders den eruptiven Protuberanzen am Sonnenrand ist gerade für viele Amateure eine reizvolle und faszinierende Alternative gegenüber der Weißlicht-Beobachtung.

Sonnenbeobachtung

Dr. M. Lalk bei der Sonnenbeobachtung im H-alpha-Licht  

Zeiss AS Refraktor 80/840

Zeiss AS Refraktor 80/840 mit 70mm H-Alpha Filter von Solarscope auf PaMont Ib  

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